Erfahre in diesem Artikel, was die größte Ursache für deinen Stress ist. Welche große Chance darin liegt, um dein Stresslevel dauerhaft zu senken und wie du das Schritt für Schritt angehen kannst.
Inhalt
Das soll die Ursache für meinen Stress sein?
Das wollte ich nicht hören.
Ich wollte es auch nicht glauben.
In meinem Kopf entstanden viele Sätze, die alle mit ABER begannen. Mit denen ich mich und mein Gegenüber vom Gegenteil überzeugen wollte.
Ich wollte an meiner bisherigen Sicht festhalten. An meiner gewohnten Sicht. Mit der ich zwar unglücklich war, aber die nicht von mir verlangte, neue und ungewohnte Wege zu gehen.
Es dauerte etwas länger, bis auch ich es einsah:
Die größte Ursache für Stress liegt in uns selbst!
Wie geht es dir, wenn du das liest?
Welche Gedanken kommen dir in den Kopf? Vielleicht auch eine Menge Sätze, die mit ABER anfangen – so wie anfangs bei mir? Vielleicht erkennst du einige wieder:
– Aber ich habe wirklich so viel zu tun: Job, Haushalt, Familie – meine To-do-Liste ist länger als der Kassenzettel des Wochenendeinkaufs!
– Aber was soll ich denn machen? Ich kann doch nicht einfach Aufgaben weglassen – ich habe sie doch schon auf das Nötigste reduziert.
– Aber wir leben nun mal in dieser Gesellschaft, wo man nur etwas erreichen kann, wenn man viel arbeitet.
Ja, das Leben stellt uns tagtäglich vor viele Herausforderungen. Dennoch scheint die Frage, was stressig ist und was nicht, nicht so einfach zu beantworten zu sein.
Was ist denn stressig?
Du kennst vielleicht Tage, an denen du zwar viele Dinge erledigst, aber trotzdem nicht gestresst bist. Dann wieder gibt es Tage, da reicht bereits ein einziger Termin, um dein Stresslevel den ganzen Tag zu pushen. Warum ist nicht zwingend die Anzahl der Aufgaben entscheidend?
Du erzählst einer Freundin von einer herausfordernden Situation. Deine Freundin schaut dich etwas verständnislos an und sagt: „Aber das ist doch gar nicht so schlimm!“ Warum versteht sie nicht, wie stressig das ist?
Am Bahnhof kommt die Durchsage, dass sich der nachfolgende Zug leider um 30 Minuten verspäten wird. Warum treibt das einigen Menschen hektische Flecken auf das Gesicht, während andere achselzuckend zum Bahnhofsshop gehen, um sich eine schöne Zeitschrift zu kaufen?
Was ist es also, was darüber entscheidet, ob etwas stressig ist oder nicht?

Die 5 wahren Gründe, warum du gestresst bist
Es ist nicht deine To-do-Liste, nicht dein Terminkalender, nicht dein E-Mail-Postfach.
Finde heraus, was dich wirklich unter Druck setzt und was du sofort tun kannst, um das zu ändern:
Die Ursache für unseren Stress sind unsere Gedanken
Es ist unsere Sichtweise auf die Umstände. Es ist das, was unser Gehirn aus einer zunächst neutralen Situation macht.
Stell dir vor, du hast einen dringenden Termin. Auf der Autobahn gerätst du in einen Stau. Der Stau ist zunächst lediglich eine neutrale Tatsache. Bis du der Situation eine Bedeutung gibst. Diese Bedeutung entsteht aus dir heraus – aus deinen Erfahrungen, Bewertungen und gewohnten Denkweisen. Andere Personen sehen diese Situation eventuell ganz anders:
„Das darf nicht wahr sein! Immer wenn ich unterwegs bin, gibt es Stau. Das ist eine Katastrophe für meinen Termin!“ (negativ)
„Oh, mal wieder ein Stau. Naja, ist dann so, kann man nichts machen.“ (neutral)
„Wenn ich länger unterwegs bin, habe ich noch ein bisschen mehr Zeit für mich allein. Ich kann dann endlich mal wieder in Ruhe Podcasts hören.“ (positiv)
Den Termin wird keiner rechtzeitig wahrnehmen können. Aber nur eine dieser Personen wird gestresst sein, viel Energie verlieren und vermutlich gereizt und angespannt beim Termin erscheinen.
Stress entsteht, wenn unsere Erwartungen nicht erfüllt werden
Wenn die Aufgaben machbar und interessant sind, können wir oft den ganzen Tag beschäftigt sein, ohne dass wir es als Belastung empfinden. Verläuft etwas nicht so, wie wir es uns vorgestellt haben, steigt der Stresspegel.
Zu den äußeren Bedingungen, wie z. B. der Stau, kommen unsere ganz persönlichen Stressverstärker dazu. Das sind unsere erlernten Glaubenssätze, die unsere Sichtweise und Erwartungen beeinflussen:
Wenn du die Erwartung an dich hast, immer zuverlässig und pünktlich zu sein, wird der Stau dich stressen. Weil du deine Erwartung an dich nicht erfüllst.
Wenn du gerne Konflikte vermeidest und es den anderen immer recht machen möchtest, wird der Stau dich stressen. Weil du Sorge hast, jemanden durch deine Verspätung zu verärgern oder zu enttäuschen.
Wenn du glaubst, dass du Genuss oder Liebe erst nach der Erfüllung deiner Aufgaben verdienst, wird es dir schwerer fallen, die Zeit im Auto zu genießen. Weil du deine Pflicht noch nicht erfüllt hast.
Ein Beispiel aus meinem Leben: Vor ein paar Jahren habe ich an der Abschlussprüfung für meine Ausbildung als Personal Coach gesessen. Ich hatte ausreichend Zeit, die Aufgaben waren interessant und durch meine guten Vornoten war mein Abschluss nicht gefährdet. Trotzdem war ich in dieser Zeit angespannt.
Warum?
Weil ich mir ausmalte, was noch alles dazwischenkommen könnte. Weil ich in meiner Vorstellung wochenlang an dieser Arbeit sitzen und dadurch in meiner Zeit stark eingeschränkt sein würde. Weil ich an mich die Erwartung hatte, eine gute Abschlussnote zu erreichen.
Alles Dinge, die sich nur in meinem Kopf abspielten. Die Realität hat gezeigt, dass ich mir diese Gedanken vollkommen umsonst gemacht habe.
Du siehst, unser Stress hängt maßgeblich davon ab, mit welcher Sichtweise wir eine Situation betrachten. Diese Sichtweise wird bestimmt durch unsere Glaubenssätze, die wir aufgrund von Vorerfahrungen und Prägungen entwickelt haben.
Warum ist das eine gute Nachricht? Weil du damit auch gleichzeitig einen mächtigen Hebel zur Verfügung hast, um selbst Einfluss auf dein Stresslevel zu nehmen!
Das sogenannte „mentale Stressmanagement“ ist die größte Stellschraube überhaupt, wenn wir in einen entspannteren Alltag finden wollen. Die Arbeit an einem starken und gelassenen Mindset daher auch ein zentraler Teil in der Arbeit mit meinen 1:1-Klientinnen.
Wie kannst du nun diesen Hebel für dich nutzen? Was ist nötig, um entspannter mit unerfüllten Erwartungen umgehen zu können?
1. Gedanken wahrnehmen
Unsere Gedanken sind schnell und viele davon nur flüchtig. Aber oft reicht schon ein negativer Gedanke, um in uns Druck zu erzeugen. Uns bei diesem Gedanken zu ertappen, ist gerade am Anfang nicht leicht.
Mit Meditationen kannst du in einem entspannten Moment üben, deine Gedanken zu verfolgen, ohne sich in ihnen zu verlieren. So wirst du auch im Alltag immer besser darin, dir beim Denken „zuzuhören“. Du kannst dir aber auch einfach zwischendurch immer mal wieder einen Moment nehmen, um deinen Gedanken zu lauschen. Zum Beispiel während einer kleinen Pause oder beim Warten in der Kassenschlange. Frage dich: „Was beschäftigt mich gerade?“
Laut einer Studie des American Science Instituts sind übrigens 80% der Gedanken die gleichen, die wir auch am Vortag hatten! Du kannst dir vorstellen, was das bedeutet, wenn eine Menge stressverstärkende Gedanken dabei sind…
2. Typische Denkmuster erkennen
Häufig reicht schon das Wahrnehmen der Gedanken, um zu erkennen, wie wir uns immer wieder selbst unter Druck setzen. Oder wie wir uns immer auf das fokussieren, was nicht unseren Erwartungen entspricht.
Diese Gedanken erzeugen meistens auch ein negatives Gefühl im Körper, z. B. Druck im Magen oder in der Brustgegend. Spürst du dieses Gefühl, kannst du auch im Nachhinein erforschen: Welcher Gedanke war es, der dieses Gefühl ausgelöst hat? Mit der Zeit wirst du feststellen, dass du dabei immer wieder auf ähnliche Gedanken stößt. Typische Gedanken dieser Art sind z. B. „ich bin nicht gut genug“ oder „ich habe Angst, nicht gemocht zu werden“.
Alternativ könntest auch im Nachhinein die Situationen analysieren, über die du dir vorher viele negative Gedanken gemacht hast. Frage dich: Was hatte ich befürchtet? Was davon ist wirklich eingetreten? Auch hier wirst du deine ganz persönlichen Denkmuster erkennen, die immer wieder um die gleichen negativen Sichtweisen kreisen. Mark Twain hat mal etwas gesagt, was das ziemlich gut zusammenfasst:
„Ich habe in meinem Leben schon unzählige Katastrophen durchlebt – die wenigsten davon sind eingetreten.“
3. Neue Sichtweisen üben
Wenn du deinen Gedankenmustern auf die Spur gekommen bist, kannst du anfangen, deine gewohnten Denkmuster zu verändern. Das geht nicht von heute auf morgen und braucht etwas Training – aber es lohnt sich!
Du könntest dich in stressigen Situationen z. B. fragen, wie jemand über diese Situation denken würde, der damit ganz entspannt umgeht. Wie geht diese Person an diese Situation heran? Was davon möchtest du übernehmen? Was würde das verändern? Welche Auswirkungen hätte das auf deine Kraft, deine Laune und dein Umfeld?
Auch mit der sogenannten 4A-Strategie kannst du bei akutem Stress die Situation aus einem anderen Blickwinkel betrachten und so einen gelasseneren Umgang damit finden. HIER kommst du zu einem Artikel, in dem ich diese Strategie ausführlich beschrieben habe.
Ab jetzt nur noch Friede, Freude, Eierkuchen?
Für mich war das Hinterfragen und Verändern meiner Erwartungen an mich und andere ein absoluter Gamechanger für mein Stressmanagement. Aber du hast an dem Beispiel meiner Abschlussarbeit gesehen, dass auch ich immer wieder auf meine typischen Stressverstärker stoße und von ihnen beeinflusst werde.
Unsere erlernten Glaubenssätze hatten viel Zeit, sich tief in uns einzuprägen. Vermutlich werden wir die meisten davon ein Leben lang behalten.
Aber wir haben es in der Hand, ob wir ihnen freie Hand lassen oder ob sie nach und nach immer mehr an Wirkung verlieren. Wir können dann flexibler auf Unerwartetes reagieren und lassen uns nicht mehr so schnell aus der Bahn werfen.
Ein stressfreies Leben gibt es nicht (und das wäre vermutlich auch ziemlich langweilig). Aber es macht einen großen Unterschied, wenn es immer weniger Situationen gibt, in denen wir uns den Umständen hilflos ausgeliefert fühlen. Wenn unsere Gedanken unsere Unterstützer sind, statt Energieräuber. Wenn wir Verantwortung für unsere Gedanken und Gefühle übernehmen und spüren, dass wir selbst etwas verändern können.
Dazu möchte ich dich ermuntern: Mache dich auf die Suche nach deinen stressverstärkenden Gedanken. Entlarve und entkräfte sie. Schritt für Schritt. Werde von Tag zu Tag immer mehr die Chefin deiner Gedanken!
Alles Liebe

P. S. Zu diesem Thema habe ich auch eine Podcastfolge aufgenommen. Hör‘ doch gleich mal rein: